Bereits früh revoltierte der Akademiestudent Otto Modersohn
(1865-1943) gegen die Lehren seiner Professoren in Düsseldorf und
stellte das Studium der Natur in den Mittelpunkt seines Schaffens.
Ich bin ein geborener Landschaftsmaler.
Modersohn entwickelte sich zu einem unabhängigen Einzelgänger, der
seine künstlerischen Ziele mit den Begriffen Einfachheit, Intimität und
Innerlichkeit definierte und seine kreative Kraft aus der geistigen
Versenkung in die Natur schöpfte.
so weit und groß – fasziniert von der eigenwilligen Landschaft des
norddeutschen Teufelsmoors, ließ er sich dort nieder und wurde 1889
Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede.
Was ist Natur? Die unendliche, unermessliche Fülle individueller Gebilde.
Otto Modersohn versuchte zeitlebens, die Dinge tief zu durchdringen und
das Wesentliche an ihnen herauszuarbeiten.
So [...] enthält dieses Land, die Sprache Otto Modersohns schrieb Rainer
Maria Rilke im Jahr 1903.
Höhepunkt des Films bilden die gemeinsamen, künstlerisch hoch
anregenden, aber auch konfliktreichen Jahre mit Paula Modersohn-Becker
(1876-1907). Wie ich ihr von dem Intimen geben kann – so sie mir vom
Großen, Freien, Lapidaren [...] schwärmte Modersohn.
Es brennt in mir ein Verlangen, in Einfachheit groß zu werden, fühlte sie.
Als Künstlerin und Ehefrau rang sie stets um ihre Freiheit und gehört als
Wegbereiterin der modernen Malerei in Europa zu den außergewöhnlichen
Persönlichkeiten der Kunstgeschichte am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Schon früh erkannte Otto Modersohn: Sie hat etwas ganz seltenes – [...]
Keiner kennt sie, keiner schätzt sie – das wird anders werden.
Nach Paula Modersohn-Beckers tragisch frühem Tod 1907 verließ Otto
Modersohn Worpswede und zog nach Fischerhude bei Bremen. Er
engagierte sich öffentlich in der Streitschrift Im Kampf um die Kunst, in
der es um die Verteidigung französischer Kunst in deutschen Museen ging,
entdeckte neue Motive und begegnete seiner zukünftigen Frau, Louise
Modersohn-Breling. Die folgenden Jahre brachten viele Studienreisen und
lange Aufenthalte in den Allgäuer Bergen mit sich und waren bis zum
letzten Augenblick von intensiver künstlerischer Arbeit und einer
meisterhaften Malkultur geprägt.
Was der Künstler – seinen Tagebuchaufzeichnungen zufolge – anstrebte,
nämlich die Überwindung der Natur, das Dahinströmen vergeistigter
Farben auf der Fläche, gelang ihm in seinem Spätwerk. Für Modersohn
war Malen ein Lebensvorgang, so wichtig wie das Atmen. Er hinterließ ein
bedeutendes malerisches und zeichnerisches Werk, das von einem ganz
eigenen und unverwechselbaren Stil geprägt ist.
Eindrucksvolles Archivmaterial visualisiert die chronologisch erzählte und
bewegende Lebensgeschichte. Die Musik wurde eigens für diesen Film
komponiert. Sie leitet den Zuschauer durch die facettenreichen
Stimmungen. Verschiedene Sprecher verleihen den Künstlern ihre eigenen
Stimmen, so wirken die zahlreichen Briefe und Tagebuchnotizen, sowie die
Aufzeichnungen von Rainer Maria Rilke, besonders eindringlich.
Der Film verbindet Fakten und Erzählung zu einem vielschichtigen und
atmosphärischen Bild vom Menschen und Künstler Otto Modersohn.